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AutorenbildFrederik Malsy

Knowledge? Das Quiz ohne Fragen

Ein kooperatives Quizspiel, bei dem wir als Gruppe gemeinsam gegen das Spiel antreten? Eine Mechanik, die dafür sorgt, dass die gegnerischen Spielsteine durch unsere Antworten gesteuert werden? Das gab´s doch schon. Klar, im „Kneipenquiz“. Peer Sylvester legt jetzt bei der Edition Spielwiese mit „Knowledge?“ ein Quizspiel vor, das vermeintlich ohne Fragen auskommt.


Vorab: Natürlich müssen wir Fragen beantworten. Sie sind nur als Aussagesätze getarnt, z.B. „Die Hintergrundfarbe des Schilds, das in Laboren vor Laserstrahlen warnt.“, „Der 1. Buchstabe des Namens des Mörders, der statt Jesus Christus frei gelassen wurde.“, „Die Anzahl der Geschwister von Bibi Blocksberg.“


Das Spielfeld ist ein Rundlauf mit Feldern, die einen Buchstaben (von A bis E) und eine Farbe tragen. Unsere „Gegner“ sind Holzsteine, die ebenfalls farbig und mit einem Buchstaben von A-E versehen sind.



Sobald wir oder ein Gegner-Stein zum zweiten Mal die Ziellinie überschritten haben, wird das Spielende eingeleitet. Danach sollten wir vorne liegen, sonst haben wir nicht gewonnen. In jeder Runde ordnen wir dazu jeder Gegnerfigur und uns selbst eine Fragenkarte zu. Die Antwort auf jeder Fragenkarte ist entweder eine Zahl von 1-5, ein Buchstabe von A-E oder eine Farbe, die auf dem Rundlauf aufgedruckt ist und einem der Gegner entspricht.


Je nach Lösung rückt dann der Marker, dem wir die Fragenkarte zuordnen, entsprechend viele Felder vor: Um die entsprechende Anzahl Schritte, auf das nächste freie Feld der Farbe, oder auf den nächsten verfügbaren Buchstaben. Diese können auf dem Spielplan aufgedruckt sein oder auch ein Gegner sein.


Und hier kommen wir zum ersten Dilemma: Anders als beim Kneipenquiz, weiß ich, dass die Antwort immer eine der fünf Farben, eine Zahl zwischen eins und fünf oder einer der fünf Buchstaben sein muss. Die Trefferquote auf eine richtige Antwort liegt bei 20%. Aber so richtig interessiert das dann auch wieder nicht. Das macht das Raten oder Rätseln einigermaßen lahm. Dabei ist doch das Raten, das Diskutieren genau das Interessante bei einem kooperativen Quizspiel.


Im Grundspiel werden die Fragen vorgelesen, direkt zugeordnet und dann abgehandelt. Dadurch müssen wir bei der letzten Frage einer jeden Runde nicht mehr nachdenken, die decken wir einfach um und werten sie aus. Das fühlt sich nicht schön an.


Denn – und das ist meines Erachtens der große Knackpunkt in diesem Spiel – wir können dieses Spiel gewinnen, ohne eine einzige Frage beantworten zu können. Oder – und das nervt noch viel mehr – wir können dieses Spiel verlieren, obwohl wir viele Fragen richtig beantworten konnten. Dass wir eine Lösung kennen oder vermuten, hilft uns lediglich bei der Einschätzung, wie weit wir bestimmte Steine ziehen dürfen. Es ist komplett egal, was wir antworten. Die Steine werden in Abhängigkeit zur Lösung vorgezogen, unabhängig von dem, was wir gesagt haben. "Knowledge?" trägt das Fragezeichen schon im Titel. Es geht nicht ums Wissen. Bestenfalls um eine günstige Einschätzung.



Trotzdem können wir ein wenig taktieren und versuchen, die Gegner für uns günstig zu positionieren. Wenn es uns gelingt, bestimmte Felder mit Gegnern zu verdecken, können wir unter Umständen eine weitere Strecke laufen. Wenn wir beispielsweise auf „grün“ ziehen dürfen, das nächste Feld dieser Farbe aber durch einen Gegnerstein besetzt ist, dürfen wir auf das nächste verfügbare grüne Feld ziehen. Dadurch gewinnen wir ein paar Schritte und können weiter laufen. Dieses sich durch die Gegnersteine dynamisch verändernde Spielfeld optimal zu gestalten, hat zugegeben einen gewissen Reiz.


Da wir aber die Fragen der Reihe nach zuordnen, kann es eben auch sein, dass wir bei der letzten Frage einfach Pech haben und die Frage nach der Anzahl der Geschwister von Bibi Blocksberg kommt. Da können wir vorher noch so clever geplant und zugeordnet haben, dann war die ganze Runde für die Katz´. Das ist sehr unbefriedigend. Der Laufmechanismus beim Kneipenquiz ist hier um Welten besser.


In der Anleitung ist eine Variante beschrieben, in der wir die Karten erst alle lesen und dann zuordnen können. Das macht es erheblich interessanter. Das Spiel wird durch diese Variante durchaus reizvoller und anspruchsvoller. Wir müssen weiter vorausdenken und uns überlegen, wo welche Steine wohl landen, wie sich dann das Spielfeld verändert und wie wir das dann günstig für uns nutzen können.


Dennoch: In keiner meiner Runden ist das Spiel so richtig gut angekommen. Anders als beim „Kneipenquiz“ oder anderen Quizspielen fühlt es sich hier noch nicht einmal besonders triumphal an, wenn wir richtig antworten. Die Lösung nehmen wir fast schon gleichgültig achselzuckend zur Kenntnis. Es fühlt sich ein wenig an, als ob wir die Fragen „abarbeiten“, um dann – unabhängig von unserer Antwort – laufen können.


Auch, wenn die „Fragen“qualität überwiegend gut ist – die Limitierung auf fünf mögliche Antworten sorgt für Langeweile. Der künstliche Verzicht auf Fragen und die Verwendung der Aussagesätze fühlt sich gewollt an. In meinen Runden ist „Knowledge?“ leider durchgefallen.


Ein Quizspiel, bei dem die Antwort fast egal ist? „Knowledge? Das Quiz ohne Fragen”. Und ohne Spannungskurve. Und ohne Wiederspielreiz.


Ich habe Fragen.


"Knowledge? Das Quiz ohne Fragen" ist von Peer Sylvester und 2024 bei der Edition Spielwiese erschienen. Es ist von Vernessa Himmler illustriert und bei Pegasus im Vertrieb.


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