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AutorenbildFrederik Malsy

One moor time

Ein Ökosystem renaturieren, Pflanzenressourcen verwalten, ein Wegenetz bilden, Artenvielfalt fördern… Klingt nach einem Rezept, dessen Zutaten auch der „Spiel des Jahres“-Jury ausgezeichnet schmecken könnten.


Steffen Bogen hat 2023 bei „Deep Print Games“ „Moorland“ veröffentlicht (Vertrieb über „Pegasus Spiele“). Über zwölf Runden versuchen wir, das beste Ökosystem zu gestalten.



Zu Beginn besteht unser persönlicher Spielbereich mehrheitlich aus schlammigen Erdfeldern, nach und nach entsteht durch Moorkarten ein kleines Ökosystem, in das immer mehr Leben einzieht. Diese Moorkarten zeigen Wege, mit denen wir ein Netz bilden. Eine zu Beginn der Runde aufgedeckte Pflanzenkarte bestimmt, aus welchen Ressourcen wir eine auswählen dürfen. Diese Ressource legen wir auf ein Erdfeld in unserem persönlichen Spielbereich. Die Anzahl der Ressourcen (eine bis drei) ist auf diesem Erdfeld angegeben, maximal sechs Ressourcen finden dort Platz.


Wenn wir eine Moorkarte auf eines der Erdfelder ausspielen, verbinden wir einerseits die Wege unseres Moors sinnvoll, andererseits sammeln wir auf ihnen Tiere, um am Ende Punkte zu erhalten. Auch auf einigen Karten abgebildete Wasserläufer bringen mit einer Mehrheitenwertung am Spielende Punkte. Eine Moorkarte kann ich nur spielen, wenn ich mindestens die auf ihr abgebildeten Ressourcen auf dem Erdfeld liegen habe. Diese Ressourcen werden entweder aus dem Spiel genommen („vertrocknen“), verbleiben fest auf der Karte und bringen am Spielende Punkte („verwurzeln“) oder ich darf sie entlang meiner gebildeten Wasserstraße auf ein anderes Erdfeld legen („schwemmen“).


Das Schwemmen und Platzieren der Ressourcen entlang meiner Wasserstraße ist eine wesentliche – und sehr reizvolle – Logistikaufgabe in diesem Spiel. Da jede Runde neue Moor- und Pflanzenkarten aufgedeckt werden, kann ich zwar nicht weit im Vorhinein planen, dennoch muss ich mein Moor vorausschauend anlegen, um genügend Pflanzenressourcen zur Verfügung zu haben.


Die Puzzle- und Logistikaufgaben in „Moorland“ sind zwar eher solistischer Natur, gleichwohl können sich die Spielenden gegenseitig ein bisschen ärgern, wenn sie sich gegenseitig wertvolle und passende Moorkarten aus der gemeinsamen Auslage wegnehmen.




Steffen Bogen macht mit diesem Spiel auch auf ein aktuelles umweltpolitisches Thema aufmerksam. In einem Infotext in der Spielanleitung steht: „Die Trockenlegung ehemaliger Moorflächen ist für 37 Prozent der Treibhausgase verantwortlich, die unsere Landwirtschaft ausstößt – dabei bedecken Moore gerade einmal 7 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche.“ (S. 15).

Die Wiedervernässung der Moore spielt bei deren Renaturierung eine wichtige Rolle. Diesen Prozess macht das Spiel deutlich erlebbar. Dennoch wirkt das Spiel nicht belehrend, die Aufgaben und Entscheidungen in "Moorland" sind allesamt interessant und auf eine sehr harmonische Weise mit dem Thema verwoben.


Es ist ein Kennerspiel mit einer großen Relevanz, das Thema ist ausgezeichnet umgesetzt und von Annika Heller hervorragend illustriert. Die Spielanleitung und die Spielübersicht sind redaktionell sehr gut gestaltet und lassen keine Fragen offen. Die Spielmechaniken (Ressourcen managen, Wege verbinden, Tiere und Pflanzen in Balance ins Spiel bringen) greifen gut ineinander, die Abläufe sind zu Beginn zügig, im letzten Drittel des Spiels wird die Aufgabe immer etwas grübeliger und damit länger. Das Spiel funktioniert zu zweit und zu dritt am besten, zu viert brauche ich es nicht mehr spielen, da ist mir – gerade gegen Ende - die Downtime dann etwas zu hoch. Auch meine Mitspielenden wollten es oft erneut spielen, es hat sich in einigen kleineren Spielerunden zu einem echten Dauerbrenner entwickelt.


In unserer Orakelfolge habe ich dieses Spiel peinlicherweise vergessen, da mir die Notizen in der Formatierung verrutscht sind.


Ich halte „Moorland“ für ein vorzügliches Spiel, das durchaus auch im „Kennerspiel des Jahres“ mit einer sehr verdienten Nominierung rechnen könnte. Die Jury hat in dieser Kategorie in diesem Jahr keine leichte Aufgabe.


Über „Moorland“ habe ich in Folge 142 des Podcasts mit Tobias Franke schon gesprochen. Die Folge ist hier nachzuhören.


"Moorland" ist 2023 bei "Deep Print Games" erschienen und bei "Pegasus Spiele" im Vertrieb. Der Autor ist Steffen Bogen und die Illustratorin Annika Heller.

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